Werbespiele sind ein kurioses Relikt der Neunziger. Um auf den Hype-Train des damals rasant wachsenden Mediums Videospiele aufzuspringen, ließen viele Marken Computerspiele von externen Entwicklerstudios umsetzen. Sinn der Übung ist klar: Das zu bewerbende Produkt sollte möglichst prominent platziert werden, aufdass die Spieler:innen scharenweise in den Supermarkt strömen und den Absatz erhöhen.
Dass der Fokus eher auf die schnelle Mark als auf spielerische Qualität gelegt wurde, brachte Werbespielen einen zweifelhaften Ruf: Viel zu oft erhielt man hier lieblos zusammengeklatschte Stangenware. “So nicht!”, dachte sich das Bochumer Unternehmen ‘The Art Department’1 und entwickelte für den Snack-Salamifabrikanten ein besonderes Videospiel für den deutschen Markt. Denn ihnen gelang das schier Unmögliche: BiFi Roll: Action in Hollywood ist ein richtig gutes Point-and-Click-Adventure, das sich auch hinter kommerziellen2 Spielen der Zeit nicht verstecken muss.
Denn es ist eine herrliche Persiflage auf die bunte Filmkultur der Achtziger- und Neunzigerjahre. Von Star Trek über Rambo über Indiana Jones über Beverly Hills wird hier alles parodiert, was in komtemporären Popkultur gerade en vogue war. Die Szenerien sind liebevoll und detailgetreu gestaltet, die Dialoge sprühen vor Witz und Charme – jeder Fan von LucasArts-Spielen kommt hier auf seine:ihre Kosten, denn auch das Gameplay ist stark an die SCUMM-Spiele angelehnt.
Story
Der Schüler Lukas verdingt sich in den Ferien als Fahrradkurier. Sein Auftrag: Das Drehbuch vom aktuellen BiFi-Werbespot beim Direktor der Filmstudios abgeben. Doch die Suche nach Direktor Schlönstadt entpuppt sich alles andere als einfach: Jemand scheint das Abfilmen des Werbespots mit allen Mitteln zu verhindern. Lukas’ Reise führt ihn von Set zu Set, dort findet er Schauspiellegenden wie Sly Silvester oder den weltbekannten Regisseur Stefan Spülberg! Kann er den BiFi-Spot noch retten?
Let’s Play
Bei diesem Let’s Play durfte ich nicht nur meinen fantastischen kölschen Akzent erstmals der Welt präsentieren, es war auch das erste Action-Adventure auf dem Kanal.
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Kleine Trivia: The Art Department transformierte sich irgendwann in die phenomedia AG um. Das sind die mit dem Moorhuhn. ↩︎
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Na ja, gut, kommerziell ist das hier auch, aber halt in die andere Richtung: Kostenloses Spiel, kostenpflichtes Produkt. Wobei, warte mal, ist die BiFi-Salami damit etwa eine frühe Form der Microtransaction? ↩︎