In meinem ersten Q&A-Video wurde ich mal gefragt: Was sind eigentlich Deine Lieblingsspiele? Diese Frage hat mich in eine wahre Existenzkrise gestürzt! Spaß beiseite, ich habe mir mit der Beantwortung dieser Frage ordentlich Zeit gelassen, hier aber sind sie nun — meine ganz persönliche Top 10.

Zwei Disclaimer gibt es aber vorab:

  1. Ich nehme nur ein einziges Spiel pro Franchise – zwei Final Fantasys sind also nicht drin.
  2. Und es handelt sich dabei natürlich um meine persönliche Meinung. Na klar, ist ja meine Top 10! Und logischerweise habe ich auch nicht alle Spiele auf diesem Planeten gespielt.

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10. Xenoblade Chronicles

2010 / Wii / Monolith Soft

Spätestens mit Xenoblade Chronicles 2 und einer groß angelegten Marketingkampagne hat es die Xeno-Reihe endlich in den Mainstream der JRPGs geschafft. Doch auch wenn das ein exzellentes Spiel ist, finde ich den Vorgänger noch ein wenig besser. Denn in Xenoblade Chronicles ist ganz viel von dem enthalten, warum ich japanische Rollenspiele liebe. Vielleicht ein bisschen mehr als ich sollte.

Das Kampfsystem ist herausfordernd und innovativ, der Soundtrack setzt das Spiel perfekt in Szene und auch Story und Charaktere wissen zu überzeugen, wenn auch die Geschichte um Determinismus vs. Selbstbestimmung in gewohnt japanischer Anime-Art inszeniert und mit genretypischem Bombast ausgestattet ist. Soll heißen: Understatement is’ hier nich'.

Doch die eigentliche Stärke von Xenoblade Chronicles liegt in seiner atemberaubenden Spielewelt. Die gesamte Narrative des Spiels findet nämlich auf zwei erstarrten Giganten statt: dem organischen Bionis und dem mechanischen Mechonis. Wer schon immer auf zwei riesigen Titanen rumturnen wollte: bitteschön. Beide unterscheiden sich logischerweise in Körperbau und Vegetation.

Selten habe ich in einem Spiel ein derart gelungenes Leveldesign gesehen, das sich je nach Tageszeit auch noch deutlich ändert. So wird aus einem tagsüber eher tristen und farblosen Sumpf bei Nacht eine blühende, phosphorierende Magielandschaft. So macht man High Fantasy, Skyrim.

Einziger Kritikpunkt ist die doch sehr in die Jahre gekommene Grafik. Die geringen grafischen Möglichkeiten der Wii fordern schon ihren Tribut. Hier haben wir eines der wenigen Spiele, die wirklich deutlich von einem Remake profitieren können und gute Neuigkeiten: Das ist im Mai 2020 auch erscheinen. Nur konnte ich’s leider noch nicht spielen. Übernehmt ihr das.

9. Baphomets Fluch

1996 / PC / Revolution Software

Die Baphomets-Fluch-Reihe (oder im englischsprachigen Original: Broken Sword) hat meine Liebe zu Point-and-Click-Adventures entfacht. Ich erinnere mich noch, wie ich dieses Spiel stundenlang mit meinem Vater gezockt habe. Dabei hat es mir insbesondere der erste Teil angetan.

Aber das ist nicht nur meine bescheidene Meinung, das Spiel war für 1996 grafisch, narrativ und akustisch ziemlich weit. Denn zu dieser Zeit war es nicht üblich, dass ein Spiel über ein vollständiges Voice Acting verfügt. Aber auch die verwendeten Rätsel sind nachvollziehbar und intelligent, — bis auf eine sehr berühmte Ausnahme, verdammte Ziege — die Charaktere (und speziell die Protagonisten George Stobbard und Nico Collard) interessant, die Dialoge witzig und die besuchten Szenerien genau in der Mitte zwischen Klischee und Innovation.

Und ich bin normalerweise echt kein Fan von Synchronisation, doch die deutschen Sprecher sind erstklassig, weswegen man das Spiel auch guten Gewissens auf Deutsch spielen kann.

Daher, selbst wenn ihr nicht so in der Retro-Schiene zu Hause seid, sollte man als Adventure-Fan zumindest den ersten beiden Teilen von Baphomets Fluch mal eine Chance geben.

8. Secret of Mana

1994 / SNES / Square

Seiken Densetsu 2, hierzulande besser bekannt als Secret of Mana, ist nicht nur eines der populärsten JRPGs auf dem Super Nintendo, sondern auch das erste Rollenspiel, das ich je gespielt habe, viele sollten folgen.

Doch nicht nur aus Nostalgie-Gründen ist SoM für mich eines der unbestritten besten RPGs auf dem Planeten, hier stimmt eigentlich fast alles.

Sicherlich, die Story ist relativ seicht, bedient sich gängiger Tropes und Muster und besonders tiefgründige Charakterentwicklung hat man hier auch nicht zu erwarten. Doch dieses Spiel macht einfach Spaß: Die Kämpfe sind abwechslungsreich, die Bosskämpfe episch, die Animationen smooooth, es gibt immer was zu entdecken und der Soundtrack gehört zu den besten des Genres, wobei ich den zwar immer schon geliebt, aber erst dann richtig zu schätzen gelernt hab’, als ich mein Faible für Siebzigerjahre-Progressive-Rock entdeckte. Und es gibt einen Gegner, der Pogopuschel heißt. Pogopuschel.

Sich mit zwei guten Freunden sich durch die liebevoll gestaltete Pixelwelt zu prügeln — ja, das Spiel kann man per Couch-Coop zu dritt spielen — wird gerne mal eine abendfüllende Angelegenheit.

Wie alle meine Lieblings-JRPGs hat auch dieses Spiel vor Kurzem ein Remake verpasst bekommen, doch, na ja, das hätte es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht.

7. Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty

2002 / PlayStation / Konami

Entweder man liebt Hideo Kojima, oder man hasst ihn. Er ist so ein bisschen der Quentin Tarantino der Videospielwelt, denn seine Spiele sind voll von Anleihen aus der Popkultur und überzeichneten Charakteren. Er nimmt sich aber nicht immer selbst für voll — und hat vor allem einen ganz klaren, erkennbar eigenen Stil. Soll heißen: Ich kann jeden nachvollziehen, der sagt ‘Das ist echt nicht meine Baustelle’.

Metal Gear Solid 2 habe ich aber über ein Dutzend Mal durchgespielt, denn hier macht mir vor allem das Gameplay besonders viel Spaß.

Doch auch wenn die Narrative von MGS2 sicher nicht ohne einige Facepalm-Momente auskommt, hat sie auch geniale Stellen, die zu den besten und einprägensten gehören, die ich in meiner ‘Spielerkarriere’ je erlebt habe. Es ist leider nur nicht möglich euch das zu erklären, ohne massiv zu spoilern. Ich sagte nur mal Schere und 61 und ihr wisst, was ich meine.

Eine Sache kann ich aber sagen: Die Entscheidung, nicht den Metal Gear typischen Protagonisten Solid Snake die Hauptrolle zu spendieren, sondern einen neuen Charakter zu erschaffen, wurde damals extrem kontrovers diskutiert. Aus narrativer Sicht bleibt der Schritt aber genial, um einen anderen Blickwinkel auf den Haupthelden der Serie zu ermöglichen.

Lasst mich ein Zitat einfügen, das genau so im Spiel vorkommt:

“[I]n der modernen, digitalisierten Welt werden jede Sekunde die trivialsten Informationen gesammelt und bewahrt. Sie verblassen nie und sind immer verfügbar. Kleinkarierte Gerüchte, Fehlinterpretationen, Verleumdungen. All dieser Datenmüll wird gespeichert und wird immer größer. Dies wird den sozialen Fortschritt und die Evolution verlangsamen. […] Die digitale Gesellschaft fördert menschliche Fehler und belohnt die Entwicklung bequemer Halbwahrheiten.”

Das Spiel ist von 2002, also noch Jahre vor Facebook, YouTube, Twitter und Co. … und das finde ob seiner prophetischen Qualitäten schon krass.

6. Super Mario Odyssey

2017 / Switch / Nintendo EPD

Ich habe bestimmt mehr als ein Dutzend Spiele mit meinem Namensvetter gespielt, die meisten durch und bei fast allen eine sehr gute Zeit gehabt. Dementsprechend viel Kopfzerbrechen habe ich mir gemacht, welchem Super-Mario-Titel ich nun den Vortritt lasse. Am Ende ist es der jüngste Titel der Reihe geworden.

Warum aber gerade Super Mario Odyssey? Warum nicht z. B. Super Mario 64, das war doch revolutionär? Das Adjektiv ist angebracht, nach dem Release stand kein Stein mehr auf dem anderen. Sogar heute noch ist das ein fester Bestandteil der Speedrun- und Challenge-Community, auch 2023 finden Leute noch neue Wege, das Spiel zu beenden. Und auch Super Mario Bros. 3, Super Mario World und Super Mario Galaxy 1 und 2 hätten genau so verdient, hier zu stehen, sind es doch mit das beste, was Videospiele ihrer Generation zu bieten haben.

Doch im Endeffekt feiere ich Super Mario Odyssey am meisten ab und das kann ich euch am besten anhand einer Anekdote verklickern. Ich hatte die Switch gerade neu und hatte mir Urlaub genommen, um Breath of the Wild zu spielen. Als alter Sparfuchs habe ich mir die Switch aber im Bundle mit Super Mario Odyssey gekauft. Nach einer ausgiebiegen Zelda-Session dachte ich mir “Komm, zur Abwechslung mal eine Runde Odyssey.” Und dann habe ich Breath of the Wild erst wieder angepackt, in dem ich mit Super Mario Odyssey durch war. Und wenn man Breath of the Wild für etwas zur Seite legt, dann heißt das was.

Super Mario Odyssey hält Dich im sogenannten Flow. Das ist, nach Mihály Csíkszentmihályi (und ich mache keinen Witz über seinen Namen), wenn die eigenen spielerischen Fähigkeiten und der Grad der Herausforderung perfekt zueinander passen. Zu leicht und dir wird langweilig, zu schwer und es macht keinen Spaß. Wenn ein Spiel das richtig hinbekommt, vergeht die Zeit wie im Flug, man ist in der “Zone”, fokussiert sich komplett auf das Spiel, das genau die richtige Balance zwischen Herausforderung und Gratifikation trifft.

Und Super Mario Odyssey ist in der Hinsicht für mich perfekt. Wie oft ich schon beinahe meine Bahnhaltestelle verpasst habe, weil ich mir dachte “nur noch schnell ein Mond”. Das Spiel macht süchtig, ist darüber hinaus brillant inszeniert, jedes Level individuell und die optionalen Herausforderungen für mich zumindest knackig.

Und ich finde ja auch, der Protagonist hat einen erstklassigen Vornamen.

5. The Legend of Zelda: The Wind Waker

2003 / GameCube / Nintendo EAD

Bevor ihr diesen Artikel tief empört schließt, lasst mich erklären. Wind Waker ist nicht das beste Zelda-Spiel. Diesen Kampf können Ocarina of Time und Breath of the Wild gerne unter sich ausmachen. Aber darum geht es in diesem Artikel nicht.

Wind Waker ist — neben A Link to the Past — mein Lieblings-Zelda-Spiel und ich möchte euch kurz erklären warum.

Als Nintendo im Jahre 2001 den ersten Trailer von Wind Waker veröffentlichte, war die Resonanz vorsichtig ausgedrückt ‘gemischt’. Nach dem Trailer aus dem Jahre 2000, der einen erwachsenen Link à la Ocarina of Time mit deutlich verbesserter Grafik zeigte, entschied man sich für eine deutliche Abkehr und verpasste Wind Waker die bekannte Comic-Grafik.

Das fanden Leute — und auch ich — erst einmal kacke. Doch als ich das Spiel dann doch irgendwann aus einer Geschenkverpackung pulte und ihm eine Chance gab, war ich extrem positiv überrascht— und inzwischen gehört es zu meinen Lieblingsspielen. Wie ihr ja wisst, weil darum geht’s hier in dem Artikel.

Das gesamte Spiel ist extrem liebevoll gestaltet, die cartoonhaften Animationen der Charaktere sind brillant umgesetzt und lassen die Charaktere lebhaft und ausdrucksstark wirken, der Soundtrack ist für mich wohl der beste der gesamten Reihe, allein wegen Dragon Roost Island. Doch vor allem anderen möchte ich den Entwickler:innen für ihren Mut applaudieren. Es braucht Mut, mit altbewährten Elementen wie Epona oder einer bereitbaren Overworld zu brechen und sie durch die Seefahrtmechanik zu ersetzen. Die funktioniert mal besser, mal schlechter, das Spiel fühlt sich aber trotzdem wie ein vollwertiges Zelda an.

Im Laufe des Spiels habe ich mich immer mehr in die Cartoonwelt von Wind Waker verliebt und nun gehört es noch vor A Link to the Past, Ocarina of Time und Breath of the Wild zu meinen All-Time-Favorites.

4. Mass Effect

2007 / Xbox 360 / BioWare

Ich kann nicht sagen, dass ich ein BioWare-Fan erster Stunde bin. Baldur’s Gate und Neverwinter Nights habe ich eine Chance gegeben, aber niemals vollendet. Ich war nie ein Pen & Paper-Rollenspieler und das auf Dungeons & Dragons basierte Gameplay catche mich nie so sehr wie japanische Genrevertreter. Und das hochgelobte Knights of the Old Republic habe ich, Asche auf mein Haupt, nie gespielt, weil ich einfach kein Star-Wars-Fan bin. Es tut mir leid, ich habe es immer wieder versucht, aber ich finde einfach keinen Zugang dazu.

Als ich dann von dem epischen neuen Sci-Fi-RPG aus dem Hause BioWare hörte, war ich also nicht so gehypet wie andere, kaufte mir es dann aber doch. Und das sollte sich als eine der besten Entscheidungen meiner Gamerhistorie erweisen.

Mass Effect ist fantastisch, die ganze Trilogie ist — bis auf das Ende, buh — absolut spielenswert. Die Story ist mitreißend, das Universum reichhaltig und interessant. Die Charaktere und Dialogregie sind, wie es ja inzwischen BioWare-Standard ist, top notch, die Themen und Dilemmata fordern zum Nachdenken und Mitfühlen — all das, großartig.

Mass Effect 2 und 3 waren verglichen mit dem ersten Teil noch mal eine ordentliche Verbesserung in puncto Gameplay. Aber warum hat mich der erste Teil mehr gecatcht als seine Nachfolger?

Mass Effect 1 ist eine Liebeserklärung an genau die Sorte Science Fiction, die ich liebe. Während Star Wars ein mitreißendes Abenteuer ist, das seine Besucher mit epischen Weltraumschlachten und inzwischen legendären Enthüllungen an den Kinosessel fesselt, bevorzuge ich Sci-Fi, der ‘Talky & Techy’ ist. Man hat eine fixe und diverse Crew an Charakteren, die man ständig vor neue Herausforderungen stellt, die es zu lösen gilt. Damit bekommt man einen ganz besonderen Bezug zu den Protagonisten und der Welt, in der sie sich befinden. Das ist die Formel, mit der Star Trek funktioniert.

Mass Effect verkörperte dieses Gefühl perfekt. Ich hatte zu allen Charakteren eine Verbindung — außer Kaiden, der Typ ist so lebhaft wie entkoffeinierter Kaffee — und fing an, mich in das Mass-Effect-Universum zu verlieben. Gerade dieses langsame Pacing empfand ich dabei als hilfreich, etwas, dass mir durch den immer imposanter und bombastischer werdenden zweiten und dritten Teil ein Stück weit verloren ging.

Auch in puncto Art Direction empfand ich den ersten Teil noch als deutlich individueller, die Designs und Outfits der Charaktere und das Design der Umgebung erinnerte an alte Science Fiction wie Raumschiff Orion, Kampfstern Galactica oder Perry Rhodan. Dazu passte auch der Soundtrack mit seinen Analogsynthesizern.

Aber: Spielt die ganze Trilogie. Und wenn ihr es tut, spielt es mit englischer Sprachausgabe und einem weiblichen Commander Shephard. Jennifer Hale ist um Welten besser als ihr männlicher und ihre deutschen Kollegen.

Da inzwischen ein vierter Teil angeteasert wurde und dieses Jahr auch noch die remasterte Legendary Edition erschienen ist, wäre das ein idealer Zeitpunkt, die Serie noch einmal aufzugreifen. Vielleicht wollt ihr ja sogar ein Let’s Play haben und da kenne ich jemanden, der sowas macht und vllt. Interesse hätte, weiß nicht?

3. The Elder Scrolls III: Morrowind

2002 / PC / Bethesda Game Studios

Während Skyrim heutzutage gefühlt auf jeden Kühlschrank portiert wird und Oblivion allein durch die Kraft seiner Memes weiterlebt (da macht’s die Mischung aus irrsinnig witzigen Bugs und einer aufkeimenden Internetkultur), fristet Morrowind inzwischen so etwas wie ein leichtes Schattendasein.

Auch wenn man in puncto Game Design konstatieren möchte, dass sowohl Oblivion als auch Skyrim deutlich geeigneter für eine moderne Spielerfahrung sind, ist Teil 3 für mich der beste Teil der Elder-Scrolls-Reihe.

Und auch wenn ich da sicherlich nostalgisch verklärt bin, Morrowind gelingt es, eine wahrhaft einzigartige Spielewelt zu erschaffen.

Während Oblivion für mich zu viele Anleihen aus dem europäischen Mittelalter nahm, sie mit viel Bloom und einigen generischen Elfen-Magie-Dingsbums-Ruinen garnierte und Skyrim genauso gut im Norwegen des 12. Jahrhunderts spielen könnte, bemüht sich Morrowind noch um Individualität.

Ob das nun die riesigen, teils bewohnten Pilze sind; ob das die Pyramidenstadt Vivec ist, die von ihrem göttlichen Namensgeber sogar selbst bewohnt wird; oder diese bedrückende Stimmung, wenn man das erste Mal den von Dämonen und Aschestürmen durchsetzten Vulkan erklimmt. Man reist nicht auf Pferden, sondern auf fast zwanzig Meter hohen gepanzerten Riesenflöhen.

Das ist einfach Peak Fantasy und das haben die Nachfolger ein wenig verloren.

Versteht das nicht falsch, ich habe auch eine dreistellige Anzahl an Stunden in Oblivion und Skyrim gepulvert, doch Morrowind wird immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben. Und das, obwohl man da noch richtig Arbeit hereinstecken musste. Man musste die Bereitschaft haben, sich vollständig in eine Spielewelt zu immersieren, viele ellenlange Dialogboxen zu lesen, doch dann wurde man mit einer Erfahrung belohnt, die man so nirgendwo anders finden konnte.

2. Final Fantasy VII

1997 / PlayStation / Squaresoft

Ich habe es in meinem Q&A kurz angerissen: Final Fantasy VII ist für mich nicht nur mein Lieblings-Final-Fantasy, sondern auch mein liebstes Rollenspiel. Wie beschreibt man ein Spiel, dessen Hype-Train in der Vergangenheit wohl öfter befahren wurde als die New Yorker U-Bahn?

Wohl in dem man es in drei Punkte teilt: FF7 damals, FF7 jetzt und meine nostalgische Verklärung.

Was Super Mario 64 für Jump ’n’ Runs war und Ocarina of Time für Action-Adventures, war Final Fantasy VII für RPGs. Ein absoluter (sorry für den Begriff) Game-Changer. Nie zuvor hatte jemand ein Rollenspiel, was sage ich, ein Spiel solchen Ausmaßes je umgesetzt. Eine gigantische, weitestgehend frei bereisbare Welt, Tonnen an optionalem Content inklusive zweier optionaler Charaktere, hunderter unterschiedlicher Gegnertypen, über achtzig Materia, bis zu 100 Stunden Spieldauer, davon fast eine Stunde animierte Zwischensequenzen. Und auch wenn letztere nicht besonders gut gealtert sind, waren sie damals atemberaubend.

Doch auch, wenn Super-Deformed-Charaktermodelle, vorgerenderte Hintergründe und Dialogboxen bis zum Abwinken heute nicht mehr unbedingt dem modernen Spielgenuss entsprechen, rechtfertigt alleine die Story, das Spiel im Jahre 2023 zu spielen, wenn man’s denn doch nicht hat.

Das Zusammenspiel vieler persönlicher, fast intimer Geschichten rund um Cloud, Aerith, Tifa und Sephiroth mit einer globalen Bedrohung, wo es um nichts Geringeres geht als den Fortbestand des Planeten ist für mich auf einer solch epischen Skala unerreicht.

Und dann gibt es ähnlich wie die “Ich bin dein Vater”-Szene aus Star Wars ein Ereignis, das den Spieler völlig unerwartet trifft und alles Dagewesene auf den Kopf stellt. Ich spoilere das jetzt nicht, aber ihr wisst ja eh alle, von welcher Szene ich rede.

Und in einer persönlichen Anekdote: Auch wenn ich den Soundtrack von Final Fantasy IX besser finde, war der siebte Teil für mich der Auslöser, selbst Videospielmusik schreiben zu wollen. Ich wäre kein Musiker, hätte ich als Zehnjähriger damals nicht den völlig zurecht gefeierten Soundtrack von Nobuo Uematsu erleben dürfen.

Das sind Zutaten, die einen Meilenstein der Spielegeschichte machen. Und diesen Platz hat Final Fantasy VII ganz zu Recht.

Auch hier ist letztes Jahr ein Remake erschienen, aber darüber mag ich an dieser Stelle nicht sprechen, dann würde der Artikel wahrscheinlich Romanlänge erreichen.

Honorable Mentions

Bevor wir zur Nummer 1 kommen noch ein paar Honorable Mentions, die es nicht in die Top 10 geschafft haben, aber kurz davor waren.

Tony Hawk’s Pro Skater 2

THPS 2 ist derzeit auf Metacritic nur hinter Ocarina of Time das zweithöchstbewertete Spiel aller Zeiten. Ich weiß nicht, wie viele Stunden meines Lebens ich versucht habe, im Schullevel die perfekte Kombo zu erreichen. Auch hier, wie bei so vielen Spielen in der Liste, gibt es inzwischen ein Remake, also höchste Eisenbahn, das auszuchecken.

Lufia

Mein erstes wirklich “richtiges” rundenbasiertes RPG war Lufia II: Rise of the Sinistrals oder hierzulande einfach Lufia. Das war ein richtig gutes JRPG mit einem ausdifferenzierten Kampfsystem und einer packenden Story. Leider hat die Serie den Sprung auf die nächsten Generationen nicht so richtig geschafft.

Braid

Braid ist für mich das beste Beispiel dafür, dass es für ein rundum gelungenes Spiel keine epischen Cutscenes, komplexen Spielsysteme und photorealistischen Grafiken braucht. Manchmal braucht es nur ein geniales, aber unkonventionelles Spielkonzept, dass mit den Erwartungen des Spielers spielt und ihn ins Grübeln bringt. Und zu einer guten Story gehört oft nicht mehr, als einzelner Plot Twist, der alles Bisherige auf den Kopf stellt.

In derselben Richtung zu nennen wären übrigens VVVVVV und Portal.

ICO

ICO ist zu gleichen Teilen Spiel und Kunstwerk. Es kommt ganz ohne Benutzeroberfläche, Health Bars, große Cutscenes, Dialoge oder sonstiges Füllwerk aus, schafft es aber vielleicht gerade deswegen, den Spieler in seiner fantastischen Welt zu immersieren. Bedauerlicherweise hab ich’s nie vollendet, was aber nicht heißt, dass es mir nicht seinen Stempel aufgedrückt hat.


Bevor wir zu meinem Number One Pick kommen, ein paar Fragen: Warum ist euer Lieblingsspiel euer Lieblingsspiel? Warum spielt ihr generell?

Ich habe mir die Frage wirklich oft gestellt und viel darüber nachgedacht. Geht es um bloßes Vergnügen, also Spielspaß? Um eine tolle Narrative von epischem Ausmaß? Wenn das mein Kriterium wäre, wäre mein Lieblingsspiel wohl nicht mein Lieblingsspiel.

Ich spiele Spiele, weil ich eine Erfahrung suche, die mein Leben bereichert. Und das müssen keine fröhlichen, positiven Erfahrungen sein. Manchmal beendet man ein Spiel und ist nicht glücklich, wird es aber nie wieder los.

1. Silent Hill 2

2001 / PlayStation 2 / Team Silent (Konami)

Und genau ein solches Spiel ist Silent Hill 2.

Denn ich habe kein Spiel gespielt, was derart viel in mir ausgelöst hat. Und je öfter ich es spiele, um so mehr ich es entdecke und auf mich wirken lasse, desto mehr zieht mich diese Welt in ihren Bann.

In Silent Hill 2 spielt man James Sunderland, der einen Brief von seiner vor Jahren an einer Krankheit verstorbenen Frau Mary erhält. Dort steht, sie erwarte ihn im Ferienort Silent Hill – mit dem beide schöne Erinnerungen verbinden. Der Brief scheint authentisch und der verwirrte James macht sich auf die Reise nach der namensgebenden Stadt, die von einem dichten Nebel umhüllt ist und in der menschenähnliche Gestalten mit entstellten Körpern hinter jeder Ecke lauern.

Er springt zwischen der echten und einer albtraumhaften Schattenwelt hin und her, trifft gebrochene Charaktere, deren Neurosen und Ängste zu erforschen genau so Gegenstand des Spiels ist, wie sich mit James eigenem Seelenhaushalt auseinander zu setzen.

Dabei passiert bei Silent Hill 2 viel im Verborgenen. Die Symbolik und Bedeutung hinter manchen Aktionen, Dialogen und Monstern kann man leicht ignorieren, wenn man nur darauf aus ist, sich ’ein bisschen zu fürchten*’.

Klar, es ist ein Survival-Horror-Game und natürlich spielt man das, um sich zu gruseln und zu erschrecken. Aber es dabei zu belassen und es mit Spielen wie beispielsweise Resident Evil zu vergleichen wird beiden Spielen nicht gerecht. Denn bei Silent Hill ist der Fokus weniger auf dem ‘Survival’ als auf dem ‘Horror’ und während andere Genrevertreter mit Jump Scares und dem ständigen Gefühl, verfolgt zu werden arbeiten, nutzt Silent Hill psychologischen Horror.

Eine Komponente davon ist, die Ohnmacht des Spielers in der Welt deutlich zu machen. Der Spieler hat selten das Gefühl, wirklich Herr seiner Lage zu sein. Daher ist die Steuerung von Silent Hill 2 träge, James bewegt sich langsam und ist ungelenk, aber das ist Absicht: Er ist ja kein muskelbepackter G. I., sondern ein einfacher Bürokaufmann ohne Kampferfahrung.

Ein weiterer Punkt ist der geniale Soundtrack aus der Feder von Akira Yamaoka, der zwischen seichtem Gitarren-Rock, nachdenklichem Trip-Hop und einer grotesken Soundkulisse nahtlos hin und herwechselt. Allein durch den Ton schafft Silent Hill mehr Anspannung zu erzeugen als das andere Genrevertreter je konnten.

Bei Silent Hill geht es nicht darum, sich zu erschrecken. Es geht um das konstante Gefühl des Unbehagens, was auch nicht nachlässt, wenn man das Spiel ausmacht. Es ist und bleibt ein Teil von mir. Und daher ist Silent Hill 2 mein absolutes Lieblingsspiel.

Let’s Play gefällig?

Wer Silent Hill 2 nicht kennt: Ich habe ein Let’s Play gemacht! Mehr Informationen gibt es auf dieser Seite.